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15.09.2025

Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung startet – Pflege fordert Einbindung

Die vom Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission zur „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ hat ihre Arbeit aufgenommen. Insgesamt 28 Mitglieder – zur Hälfte Abgeordnete und zur Hälfte Sachverständige – sollen bis spätestens zum 30. Juni 2027 einen Abschlussbericht vorlegen. Ziel ist es, aus den Erfahrungen der Pandemie fundierte Erkenntnisse und konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit zukünftigen Krisen zu entwickeln.

Kritik kommt aus der Pflege. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) macht deutlich, dass eine zentrale Perspektive in der Kommission fehlt: Unter den berufenen Mitgliedern befindet sich bislang keine Pflegefachperson. Für DBfK-Präsidentin Vera Lux ist das ein Versäumnis. Gerade Pflegekräfte hätten während der Pandemie zentrale Aufgaben übernommen und verfügten über wertvolle Erfahrungen aus der direkten Versorgung, der Koordination mit anderen Berufsgruppen und dem Umgang mit vulnerablen Patient*innengruppen. Diese Perspektive müsse unbedingt Teil der Aufarbeitung sein.

Pflegefachpersonen kennen die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Pflegebedarf, beobachten Gesundheitsverläufe engmaschig und reagieren frühzeitig auf kritische Entwicklungen. Sie übernehmen eine Schlüsselrolle zwischen Patient*innen, Angehörigen und anderen Gesundheitsprofessionen. Auch in Bereichen wie Prävention, Hygienemanagement und Impfkampagnen verfügen sie über fundierte Fachkenntnisse. Dieses Wissen müsse bei der Entwicklung von Strategien für zukünftige Krisen systematisch einbezogen werden, betont Lux.

Aus Sicht des DBfK kann die Kommission ihr Ziel nur dann vollständig erreichen, wenn die Pflege als eigenständiger Leistungserbringer mit klar definierten Aufgaben und Verantwortlichkeiten in Krisenpläne eingebunden wird. Ohne diese Einbindung drohe wertvolles Wissen ungenutzt zu bleiben. Der Verband signalisiert ausdrücklich Bereitschaft zur Mitarbeit.

Die Enquete-Kommission soll unter anderem klären, welche Informationen der Bundesregierung und ihren nachgeordneten Behörden zu welchem Zeitpunkt über die Ausbreitung und Gefährlichkeit des Coronavirus vorlagen – und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen wurden oder hätten gezogen werden müssen. Auch der Einfluss politischer Entscheidungsträger auf wissenschaftliche Institute wie das Robert Koch-Institut wird Teil der Untersuchungen sein. Ziel ist es, zukünftige pandemische Situationen besser bewältigen zu können – durch mehr Transparenz, klare Zuständigkeiten und eine breiter aufgestellte Krisenstrategie.

Eine umfassende Aufarbeitung setzt voraus, dass alle relevanten Perspektiven berücksichtigt werden – auch die der Pflege. Denn nur wenn alle Beteiligten gehört werden, lassen sich tragfähige und zukunftsfeste Lösungen entwickeln.

Thema: Informationen | 15.09.2025 |

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