17.06.2021
Experten für Ende der Maskenpflicht im Freien – Aufhebung an Schulen umstritten
Einen Tag vor der Gesundheitsministerkonferenz mehren sich Rufe nach einer generellen Aufhebung der Maskenpflicht im Freien. Dagegen warnten Experten vor einem Verzicht in Innenräumen. Das Virus werde vor allem über Aerosole übertragen, erläuterte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Gernot Marx, in der „Rheinischen Post“. Das Risiko sei daher in Räumen ungleich größer. Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch. Derzeit sei nicht mal die Hälfte der Bürger voll geimpft. Daher halte er Masken in Innenräumen „weiterhin für geboten“, sagte Litsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Umstritten bleibt das Vorgehen an Schulen. Erste Bundesländer haben die Maskenpflicht dort bei niedrigen Inzidenzen bereits ausgesetzt. Der Infektiologe Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene forderte, alle Schüler unter zehn Jahren sofort von der Pflicht zu befreien. Bei weiter fallenden Inzidenzen müsse dies auch für ältere Schüler gelten. Die Schule sei ein „relativ sicherer Ort für Kinder“, betonte Walger im ZDF-„Morgenmagazin“. So zeigten Daten, dass das Virus vor allem im privaten Bereich von Erwachsenen auf Kinder übertragen werde. Laut einer Yougov-Umfrage plädieren 59 Prozent der Bürger dafür, die Maskenpflicht an Schulen zu beenden. Dem widersprach die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): „Viele Klassenräume lassen sich nicht richtig lüften“, sagte GEW-Chefin Maike Finnern dem RND.
Angesichts sinkender Infektionszahlen lockern die Länder weiter. Brandenburg will nun auch Clubs wieder öffnen. Die Sieben-Tage-Inzidenz fiel erneut auf bundesweit jetzt 15,5 pro 100.000 Einwohner. Nach einer neuen, als Preprint veröffentlichten Studie dürfte dies auch saisonale Gründe haben. Im Sommer sinke die Ansteckungsrate R in Europa allein saisonal um 40 Prozent, so die Studie. Sorge bereitet Virologen jedoch die in Indien entdeckte Delta-Variante. Aus Angst vor einer neuen Welle verschob Großbritannien nun das Lockdown-Ende um vier Wochen. Experten warnen, die Variante könne sich im Herbst auch in Deutschland ausbreiten. Dagegen zeigte sich Walger gelassener. Bisher spiele Delta hier kaum eine Rolle. Großbritannien habe den „Fehler“ gemacht, die Zweitimpfungen weit nach hinten zu verschieben. Dadurch gebe es eine Lücke im Impfschutz. „Diesen Fehler haben wir in Deutschland nicht gemacht“, so Walger. Zudem unterhalte Großbritannien enge Bande mit Indien und Pakistan, was den Eintrag der Variante befördert habe.
© kompart, Berlin
Thema: Informationen | 17.06.2021 |
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