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02.09.2024

Gesundheitsversorgung: Ein Aufruf zur Wachsamkeit

Am 22. August 2024 forderte die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) e.V. die Abberufung von Dr. Klaus Heckemann, dem Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen. Der Grund für diese Forderung ist ein kontroverses Editorial von Heckemann in den KVS-Mitteilungen 05-06/2024, in dem er unter dem Vorwand der Kostenreduzierung im Gesundheitssystem besorgniserregende Ansichten über genetische Selektion und Eugenik äußert. Diese Äußerungen haben bei Fachverbänden wie dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) für entsetzen gesorgt und führen zu einer breiten Diskussion über die ethischen Grenzen in der Gesundheitsversorgung.

Die DBfK-Bundesgeschäftsführerin Dr. Bernadette Klapper äußerte sich dazu deutlich: „Die Aussagen von Herrn Heckemann sind nicht nur schockierend; sie werfen ein düsteres Licht auf das Verständnis, das er von Gesundheitsversorgung und Menschlichkeit hat. Unter dem Deckmantel der Kostensenkung diskriminiert er Menschen mit seltenen chronischen Erkrankungen und stellt berechtigte Fragen zur genetischen Diagnostik infrage. Seine Vorstellung von genetischer Selektion erinnert an vergangene, dunkle Kapitel unserer Geschichte.“

Dr. Klapper kritisiert zudem die Sprache und die Rhetorik Heckemanns, die an die nationalsozialistische Zeit erinnert. “Wenn er von ‚Eugenik im besten und humansten Sinn‘ spricht, fehlt jeglicher Respekt für die individuellen Entscheidungen von Frauen und Familien mit Kinderwunsch. Stattdessen propagiert er eine Selektion, die einer menschenwürdigen Gesundheitsversorgung diametral entgegensteht”, so Klapper weiter.

Die Aussagen Heckemanns werfen nicht nur ethische Fragen auf, sondern sie bekämpfen auch die Grundlagen eines respektvollen und gleichbehandelnden Gesundheitssystems. Dies ist besonders besorgniserregend in Anbetracht der bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, wo solche Ansichten möglicherweise an Einfluss gewinnen könnten. „Haltungen wie die von Heckemann vergiften das gesellschaftliche Klima und stellen die fundamentalen Prinzipien der Gesundheitsversorgung infrage – Prinzipien, die auf Respekt und Würde jedes einzelnen Menschen basieren“, warnt Klapper.

Der Ethikkodex des International Council of Nurses (ICN) fordert alle im Gesundheitswesen Tätigen dazu auf, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Gesundheitszustand oder genetischen Voraussetzungen respektvoll zu behandeln. „Es ist unsere ethische Pflicht, für eine Gesundheitsversorgung einzutreten, die auf Menschenwürde und individueller Entscheidungsfreiheit basiert“, betont Klapper.

In Zeiten, in denen gesellschaftliche Normen auf der Kippe stehen, ist es essenziell, für mehr Inklusion und Menschlichkeit in der Gesundheitsversorgung einzutreten. Diese Aufgabe liegt in den Händen aller, die über die Zukunft unseres Gesundheitssystems entscheiden. Diskriminierung und der Verstoß gegen Menschenwürde sollten nicht toleriert werden – die Folgen könnten jeden von uns betreffen. Lasst uns wachsam bleiben und für ein Gesundheitssystem eintreten, das alle Menschen in ihrer Vielfalt respektiert und schützt.

Quelle: http://www.dbfk.de

Thema: Informationen | 02.09.2024 |

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