Kinotipp - Comedy: Ganzer halber Bruder

Kinostart am 18. September
‚Ganzer halber Bruder‘ ist eine turbulente Bros-Comedy, mit viel Gefühl, Menschenkenntnis und Anteilnahme von Regisseur Hanno Olderdissen inszeniert, nach einem Drehbuch von Clemente Fernandez-Gil. Der Autor ist selbst Vater eines Sohns mit Down-Syndrom. Mit dem Thema trifft er nicht nur ins Herz, sondern ein Thema, das nahezu alle Eltern von Menschen mit Trisomie 21 umtreibt: Was passiert, wenn wir unser Kind nicht mehr betreuen können?

Eine warmherzige Bros-Comedy:
Thomas staunt nicht schlecht. Frisch aus dem Gefängnis entlassen, erfährt der gewiefte Immobilienbetrüger, dass er von seiner ihm unbekannten Mutter ein Haus geerbt hat. Wenn er es verkaufen könnte, stünde einem Neuanfang in Spanien nichts im Wege. Die Sache hat nur einen Haken: In dem Haus lebt bereits sein Halbbruder Roland, Fan von Oldies, Gewichtheben und sportlichen Cabrios, mit festem Job und Trisomie 21. Roland hat lebenslanges Wohnrecht.
Zuhause – nichts ist wichtiger!
Wie es weitergeht, können wir uns vorstellen. Thomas, gespielt von Christoph Maria Herbst, zieht ein und wendet sein gesamtes manipulatives Repertoire auf, um den ungeliebten Mitbewohner aus dem Haus zu drängen. Roland erweist sich allerdings als willensstark, beweist Mut und Leidenschaft. Letztendlich erobert er das Herz seines ganzen halben Bruders, dem irgendwann dämmert, dass es nichts Wichtigeres im Leben gibt als ein Zuhause.
Lebenslektionen für den Abzocker
Christoph Maria Herbst spielt die Rolle des ausgefuchsten Abzockers, dem sein jüngerer, ihm bislang unbekannter Halbbruder mit Trisomie 21 entscheidende Lebenslektionen erteilt. Neben ihm glänzen Neuentdeckung Nico Randel als Roland und in weiteren Rollen Sesede Terziyan als dessen Sozialbetreuerin Yesim, Tristan Seith, Martin Brambach sowie Michael Ostrowski.
Das Schicksal lieferte die Story
Wie es zu dem Film kam, erklärt Clemente Fernandez-Gil: „Lange bevor mein Sohn Matti geboren wurde – er ist jetzt 13 Jahre alt –, habe ich zwei Theaterprojekte mit Menschen mit Down-Syndrom gemacht. Das war Zufall. Ich kannte mich also ein bisschen aus. Dann kam Matti auf die Welt und ich dachte: Das Schicksal hat den Richtigen ausgesucht. Ich bin nicht aus allen Wolken gefallen, weil ich wusste, dass die vielen Vorstellungen, wie das Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom ist, Quatsch sind. Die Idee, einen Film mit einem Menschen mit Down-Syndrom zu machen, reifte über mehrere Jahre in mir. Mir war wichtig, dass auch Menschen mit dem Down-Syndrom dem Film folgen können. Ein inklusiver Film, nicht über, sondern mit und für Menschen mit dem Down-Syndrom. Ein Unterhaltungsfilm im besten Sinne, der aber auch etwas aufzeigen will.“
Die Rollen umgedreht
Zwei Dinge wollte Clement Fernandez-Gil auf keinen Fall: „Menschen mit Down-Syndrom als Opfer und als niedliche, lebenslustige Clowns erzählen. Roland ist jemand, der Ecken und Kanten hat, der auch widerspenstig ist. Außerdem treibt mich natürlich die Frage um, was passiert, wenn meine Frau und ich unseren Sohn nicht mehr betreuen können. Dass Menschen mit Beeinträchtigung ihren Erbanteil bekommen, ist gar nicht so einfach. Da muss man einige Dinge beachten.“ Spannende Fragen, die der Film ebenfalls beleuchtet und die dem Drehbuchautor bei der Konstellation von Thomas und Roland wichtig waren, lauten: Wer hat hier eigentlich den größeren Förderbedarf? Wer ist derjenige, der funktioniert, wer ist dysfunktional?
„Ich habe das einfach umgedreht“, sagt Clement Fernandez-Gil. „Roland hat ein Haus, einen Job, macht Sport, hat Kontakte. Thomas hat nur Schulden und ist ein Arschloch, will nur Kohle und seinen Vorteil. Gleichzeitig wird aber auch erklärt, woher Thomas’ Charakterzug rührt. Er kennt seine Mutter nicht, ist im Heim aufgewachsen. Da sind die Startbedingungen ins Leben einfach schlechter. Ich wollte den Bogen von jemandem erzählen, der ein Haus haben will, das er zu Geld machen kann, dann aber ein Zuhause und eine Familie bekommt und lernt, Verantwortung zu übernehmen.“
Wer wissen will, wie die Story ausgeht, schaut ihn sich an. Kinostart ist der 18. September. Was Menschen, die wenig mit dem Thema zu tun haben, daraus mitnehmen könnten, drückt Mattis Vater so aus: „Nur weil jemand kognitiv eingeschränkt ist, hat das nichts mit seinen persönlichen Rechten zu tun. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer lernen, Menschen mit Beeinträchtigung als ganze, vollständige Menschen zu akzeptieren.“
Weitere Infos auf: http://www.akds.info/ganzer-halber-bruder
Thema: Informationen | 09.09.2025 |