24.10.2024
Pflegezeit und Familienpflegezeit: Eine ungenutzte Chance
In Deutschland gibt es fast 5,5 Millionen pflegende Angehörige, doch nur ein kleiner Teil von ihnen nutzt die Möglichkeiten der Pflegezeit oder Familienpflegezeit. Eine aktuelle Analyse des Deutschen Alterssurveys zeigt, dass nur knapp vier Prozent der Menschen, die Angehörige oder Freunde zu Hause pflegen, diese Angebote in Anspruch nehmen. Pflegezeit und Familienpflegezeit bieten eine unbezahlte vollständige oder teilweise Arbeitsfreistellung von bis zu sechs Monaten, um Pflege und Beruf besser vereinbaren zu können.
Laut der Analyse sind fast 22 Prozent der Befragten diese Angebote nicht bekannt. 16 Prozent geben an, keinen Anspruch zu haben, und knapp zehn Prozent schreckt der bürokratische Aufwand ab. Der Großteil der Befragten, fast 62 Prozent, meint jedoch, Pflege- oder Familienzeit gar nicht zu benötigen. Studienautorin Ulrike Ehrlich vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) stellt die Frage, ob tatsächlich keine Unterstützung gewünscht ist oder ob die Maßnahmen die tatsächlichen Bedürfnisse der Pflegenden zu wenig berücksichtigen. Sie vermutet, dass die finanziellen Vorteile gegenüber anderen Regelungen gering sind, da das Darlehen im Rahmen dieser Gesetze den Verdienstausfall nur zur Hälfte ausgleicht und nach der Freistellung zurückgezahlt werden muss.
Die Ampelkoalition hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, Pflegezeit ohne Lohnverlust auszugleichen, doch dieses Vorhaben wurde bisher nicht umgesetzt. Die Analyse bestätigt auch Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), wonach nur drei Prozent der pflegenden Angehörigen die Möglichkeit nutzen, sich bis zu sechs Monate von der Arbeit freistellen zu lassen. Gleichzeitig wenden pflegende Angehörige im Schnitt 49 Stunden pro Woche für die Unterstützung von Angehörigen auf. Fast ein Viertel reduziert die Erwerbsarbeit oder gibt sie ganz auf.
Der Deutsche Alterssurvey ist eine repräsentative Befragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte und wird vom Bundesfamilienministerium gefördert.
Quelle: http://www.aok.de
Thema: Informationen Gesundheit | 24.10.2024 |
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