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23.06.2025

Ausbilden mit Weitblick: Wie Inklusionsbetriebe die Fachkräfte der Zukunft fördern

Inklusionsbetriebe leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur beruflichen Bildung – und das mit überdurchschnittlichem Engagement. Laut einer Mitgliederbefragung der Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen e. V. (bag if) aus dem Jahr 2022 bilden rund 65 % aller Inklusionsbetriebe aus. Besonders bemerkenswert: Über 80 % dieser Ausbildungsbetriebe tun dies inklusiv – ihr Angebot richtet sich sowohl an Menschen mit als auch ohne Behinderung. Hauptmotivation bleibt dabei die Nachwuchssicherung und die enge Bindung der Auszubildenden an das Unternehmen. Doch trotz aller Motivation ist die Ausbildung in Inklusionsbetrieben mit zahlreichen Hürden verbunden. Häufig fehlen an Berufsschulen die notwendigen inklusionspädagogischen Kompetenzen, Berufsschulklassen oder auch Ausbildungsordnungen für spezifische Fachpraktikerberufe. Im ländlichen Raum kommen zudem oft große Distanzen zwischen Wohnort, Ausbildungsbetrieb und Berufsschule hinzu, was den Zugang zusätzlich erschwert.

Für viele kleinere Betriebe stellt der geforderte Nachweis einer Rehabilitationspädagogischen Zusatzqualifikation (ReZA) eine besondere Herausforderung dar – gerade dann, wenn sie Fachpraktikerinnen und -praktiker ausbilden möchten. Aus diesem Grund plädiert die bag if dafür, ein rehabilitationspädagogisches Modul in die Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) zu integrieren, sodass Inklusionskompetenz von Anfang an in alle Ausbildungskonzepte eingebettet wird. Denn obwohl zahlreiche Förderinstrumente zur Verfügung stehen, scheitert ihre Nutzung oft an mangelnder Bekanntheit – viele Inklusionsbetriebe wissen schlicht nicht, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. Ob das Angebot der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgebende (EAA) dieses Problem in der Praxis wirksam lindern kann, bleibt abzuwarten.

Ein weiteres zentrales Anliegen vieler Inklusionsbetriebe ist es, Auszubildende direkt für den eigenen Fachkräftebedarf auszubilden. Damit fördern sie nicht nur eine nahtlose Integration nach der Ausbildung, sondern bieten auch inklusive Arbeitsumgebungen, die durch barrierefreie Führung und gezielte Unterstützung geprägt sind. Gerade für Menschen mit Unterstützungsbedarf stellt dies eine große Chance dar. In der Ausbildung zu Fachpraktiker*innen zeigt sich jedoch eine systemische Lücke: Wird nach Abschluss keine anerkannte Schwerbehinderung festgestellt, entfällt oft die finanzielle Refinanzierung des Unterstützungsbedarfs – was eine Weiterbeschäftigung erschwert. Die bag if setzt sich daher dafür ein, den Förderstatus über das Ausbildungsende hinaus zu verlängern, um die nachhaltige berufliche Integration zu sichern.

Inklusive Ausbildung bietet Mehrwert auf allen Ebenen: Für junge Menschen mit Behinderung bedeutet sie bessere Chancen auf Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt, für Unternehmen bedeutet sie Zugang zu motivierten und gut ausgebildeten Fachkräften. Genau aus diesem Grund startete die bag if im Jahr 2022 eine Ausbildungsoffensive, die inklusive Ausbildung stärker in den Fokus rückt. Durch Fachveranstaltungen, den Aufbau regionaler Netzwerke sowie umfassendes Informationsmaterial sollen Unternehmen und junge Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen gleichermaßen ermutigt werden, den Weg der inklusiven Ausbildung zu gehen – für eine Zukunft, in der Vielfalt selbstverständlich ist.

Thema: Informationen | 23.06.2025 |

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