Deutschland bei Lebenserwartung unter EU-Durchschnitt trotz hoher Gesundheitsausgaben
Deutschland hat im europäischen Vergleich trotz hoher Gesundheitsausgaben eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung. Der aktuelle OECD-Bericht „Health at a Glance: Europe 2024“ zeigt, dass die Lebenserwartung in Deutschland im Jahr 2023 bei 81,2 Jahren lag. Dies ist um 0,3 Jahre niedriger als der EU-Durchschnitt von 81,5 Jahren. Im Vergleich zu Spanien, dem Spitzenreiter der EU, leben die Menschen in Deutschland fast drei Jahre kürzer. Interessanterweise führt Deutschland bei den Gesundheitsausgaben. Im Jahr 2023 betrugen die Ausgaben pro Bürger durchschnittlich 5.300 Euro, was etwa 50 Prozent mehr ist als der EU-Durchschnitt. Christian Karagiannidis, Intensivmediziner und Mitglied der Klinikreformkommission der Bundesregierung, kommentierte auf der Plattform X, dass diese Zahlen „viele Schwächen des Systems“ aufzeigen und forderte eine „umfassende Gesundheitsreform“.
In der EU schneiden bei der Lebenserwartung nur Tschechien, Estland, Kroatien, Polen, die Slowakei, Litauen, Ungarn, Rumänien, Lettland und Bulgarien schlechter ab als Deutschland. Mit 11,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts hat Deutschland 2023 allerdings mehr für Gesundheit ausgegeben als alle anderen EU-Mitgliedstaaten. Ein hoher Personaleinsatz ist ein Grund für diese Ausgaben. Deutschland hat zusammen mit Irland und Finnland mit zwölf Krankenpflegekräften pro 1.000 Einwohner eine der höchsten Pflegedichten in der EU, wo der Durchschnitt bei 8,4 Pflegekräften liegt. Auch bei der Arztdichte liegt Deutschland mit 4,5 Medizinern pro 1.000 Einwohner über dem EU-Schnitt von 4,2. Trotz dieser Zahlen hat Deutschland jedoch weniger Allgemeinmediziner und mehr Fachärzte im Vergleich zum EU-Durchschnitt, was die Effizienz des Systems beeinträchtigen könnte.
Positiv ist, dass Deutschland im Verhältnis von ausländisch und inländisch ausgebildeten Ärzten und Pflegekräften besser abschneidet. Das Verhältnis ist laut OECD-Bericht ausgewogener als in vielen anderen EU-Ländern. Allerdings gibt es auch hier Herausforderungen, da viele in Deutschland ausgebildete Ärzte und Pflegekräfte in die Schweiz abwandern. Angesichts der schnell alternden Bevölkerung in Europa fordert die OECD daher schnelle Maßnahmen gegen den Personalmangel im Gesundheitssektor und eine bessere Prävention.
Die Daten des Berichts unterstreichen die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Reform des deutschen Gesundheitssystems, um sowohl die Effizienz als auch die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern und die Lebenserwartung zu steigern.
Quelle: http://www.aok.de
Thema: Informationen Gesundheit | 22.11.2024 |