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28.08.2025

Diskriminierung als Alltagserfahrung für Menschen mit Behinderung

Eine aktuelle bundesweite Online-Umfrage der Sozialorganisation Aktion Mensch zeigt ein erschreckendes Bild: Sechs von zehn Menschen mit Behinderung berichten, in den vergangenen fünf Jahren in verschiedenen Alltagssituationen diskriminiert worden zu sein. Besonders häufig treten diese Erfahrungen im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder im Gesundheitssystem auf. Für mehr als ein Viertel der Befragten ist Diskriminierung ein dauerhaftes Problem.

Die Folgen dieser Ausgrenzung sind tiefgreifend. Fast die Hälfte der Betroffenen meidet nach diskriminierenden Erlebnissen ähnliche Situationen, um weiteren Benachteiligungen zu entgehen. 27 Prozent suchen nur noch Orte auf, an denen sie keine Diskriminierung befürchten. Die psychischen Auswirkungen sind gravierend: Über ein Drittel der Befragten zweifelt nach solchen Erfahrungen am eigenen Wert, fast ein Viertel zieht sich sozial zurück oder gibt sich selbst die Schuld.

Diskriminierung zieht sich durch nahezu alle Lebensbereiche. Am häufigsten wird sie in der Öffentlichkeit erlebt (29 Prozent), gefolgt vom Arbeitsplatz (24 Prozent) und dem Gesundheitssystem (23 Prozent). Die Formen reichen von unfairer Behandlung und schlechteren Chancen über diskriminierende Sprache bis hin zu fehlender Barrierefreiheit, die eine gleichberechtigte Teilhabe erschwert. Auch digitale Räume sind betroffen: Zehn Prozent der Befragten berichten von beleidigenden oder herabwürdigenden Nachrichten im Internet.

Besonders alarmierend ist das Gefühl der Ohnmacht, das viele Betroffene empfinden. 41 Prozent wissen nicht, wie sie sich gegen Diskriminierung wehren können. Viele unternehmen nichts – sei es aus Angst vor weiteren Problemen oder aus Unsicherheit darüber, an wen sie sich wenden können. Unterstützende Strukturen wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz oder Antidiskriminierungsstellen sind oft unbekannt. Rund ein Drittel der Befragten kennt diese Angebote nicht, etwa die Hälfte hat noch nie von Meldestellen gegen Diskriminierung gehört.

Als zentrale Lösungsansätze sehen die Befragten vor allem Bildungsinitiativen gegen Diskriminierung, den Abbau von Barrieren sowie eine konsequentere Anwendung bestehender Gesetze und härtere Sanktionen. Christina Marx, Sprecherin von Aktion Mensch, betont: „Die Ergebnisse unserer Befragung sind besorgniserregend. Sie zeigen, dass Diskriminierung für Menschen mit Behinderung Teil des Alltags ist – und das auf persönlicher wie auch auf struktureller Ebene. Wollen wir so als Gesellschaft zusammenleben? Als Aktion Mensch lautet unsere entschiedene Antwort: Nein.“

Die Umfrage macht deutlich, dass ein diskriminierungsfreies Miteinander nicht nur eine politische Aufgabe ist, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Staat, Institutionen und jede einzelne Person sind gefordert, aktiv zu einem inklusiven und respektvollen Zusammenleben beizutragen.

Thema: Informationen Selbsthilfe | 28.08.2025 |

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