Dringender Appell des DBfK: Pflegegesetze dürfen nicht aufgeschoben werden
Nach dem Ende der Ampelkoalition warnt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) eindringlich vor den Risiken, die durch die Verschiebung wichtiger Pflegegesetze entstehen könnten. Die Präsidentin des DBfK, Vera Lux, betont, dass Reformen im Pflegebereich keinen Aufschub dulden. Angesichts des demografischen Wandels und der Baby-Boomer-Generation, die absehbar zunehmend Pflegebedarf erzeugt, ist schnelles Handeln geboten. Ein Stillstand in der Pflegepolitik ist nicht hinnehmbar, erklärt Lux. Besonders betroffen sind das Pflegekompetenzgesetz, das Pflegefachassistenzgesetz und das angekündigte APN-Gesetz, die nun auf der Kippe stehen. Der DBfK appelliert an alle demokratischen Parteien, diese Gesetze rasch wieder aufzugreifen und mit noch mehr Mut und Tempo umzusetzen. Neuwahlen bieten die Gelegenheit, die Reformen weiter zu verbessern und den Pflegeberuf nachhaltig zu stärken, so Lux weiter. Taktische Blockaden dieser wichtigen Gesetze können wir uns aufgrund der bereits bestehenden Versorgungsengpässe in der Akut-, Langzeit- und ambulanten Pflege nicht länger leisten.
Der DBfK hebt folgende Reformprioritäten hervor: Pflegefachpersonen müssen mehr Verantwortung für bestehende Aufgaben und Steuerungsprozesse übernehmen. Dazu ist die Übertragung erweiterter heilkundlicher Kompetenzen auf Masterniveau notwendig. Gefordert wird die Zusammenführung von Pflegeassessment und Pflegegradeinschätzung durch Pflegefachpersonen, die Erlaubnis zur Verordnung pflegerischer Maßnahmen und Pflegehilfsmittel sowie die pflegerische Begleitung von Angehörigen in komplexen Pflegesituationen. Eine bundesweit einheitliche Ausbildung von 24 Monaten Dauer bei Mindestvoraussetzung Hauptschulabschluss sowie ein Zugangsassessment für internationale Fachkräfte ohne Nachweise ist überfällig. Neben der Sicherstellung der Ausbildungsqualität müssen die Praxisanleitungen verbessert und die Zeiten der praktischen Ausbildung in modernen Skills Labs erweitert sowie diese Labs über Investitionsmittel gefördert werden. Für Bereiche wie Pädiatrie, Psychiatrie, Onkologie, Transplantation, Primärversorgung und Geriatrie sind APN-Rollen auf Masterniveau zu etablieren und im Pflegeberufegesetz sowie im Leistungsrecht zu verankern. Die Weiterentwicklung durchgängiger Ausbildungsmaßnahmen, von der Pflegefachassistenz bis zur Promotion, sollte kohärent sein und sich am BAPID-Modell orientieren.
Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats aus dem Jahr 2023, mindestens 20 Prozent der Gesundheitsfachberufe zu akademisieren und entsprechende Studiengänge und wissenschaftliche Institute an Universitäten aufzubauen, müssen umgesetzt werden. Dafür braucht es eine zweckgebundene Anschubfinanzierung seitens der Ministerien für Wissenschaft und Forschung. Die Profession Pflege muss auf Bundes- und Länderebene in ihrer Selbstverwaltung gestärkt und als gleichberechtigter Partner ins Selbstverwaltungssystem integriert werden, um an der Weiterentwicklung des Gesundheits- und Pflegesystems beteiligt zu sein.
Die angeschobenen Gesetze zielen darauf ab, die Professionalisierung der Pflege zu fördern und die Versorgungsqualität zu verbessern. Dies soll auch die Attraktivität des Berufs erhöhen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Das Potenzial der Pflegeberufe muss voll ausgeschöpft werden, um die pflegerische Versorgung sicherzustellen. Dazu ist es notwendig, pflegerische Kompetenzen und Befugnisse umfassender als bisher im Pflegekompetenzgesetz vorgesehen zu erweitern. Dies würde eine Angleichung an internationale Standards ermöglichen und die Pflege in Deutschland für internationale Pflegefachpersonen attraktiver machen.
Pflegefachpersonen müssen mehr Verantwortung und Handlungsspielraum erhalten. Pflegerische Vorbehaltsaufgaben gehören konsequent in die Hände von Pflegefachpersonen. Qualifizierte Pflegefachpersonen müssen selbständig Heilkunde ausüben dürfen, um eine effizientere und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, dies mutig weiterzuentwickeln und die nächsten Schritte konsequent und ohne Zaudern anzugehen. Deutschland darf keine Zeit verlieren, wenn es um die Zukunft der Pflege geht, schließt Vera Lux.
Quelle: http://www.dbfk.de
Thema: Informationen Gesundheit | 20.11.2024 |