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13.09.2024

Gedenken und Mahnung: 10 Jahre Erinnerungsstätte zur T4-Aktion

Die Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des Gedenk- und Informationsortes zur sogenannten T4-Aktion der Nationalsozialisten war erschreckend aktuell. Zwischen 1939 und 1945 fielen etwa 300.000 kranke und behinderte Menschen in ganz Europa den „Euthanasie“-Morden der Nazis zum Opfer. Am 2. September 2014 wurde das Denkmal an der Tiergartenstraße in Berlin der Öffentlichkeit übergeben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte bei dieser Gelegenheit: „Niemand hat über den Wert eines anderen Menschenlebens zu entscheiden. Jedes menschliche Leben ist lebenswert – und hat eine unantastbare Würde. Bauen wir also alle zusammen an einer humanen Welt. Bauen wir an einer Welt, in der jeder Mensch das Recht hat, zu leben. So, wie er ist.“

Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Lebenshilfe und Bundesministerin a.D., warnte vor einer zunehmenden rechtsradikalen Gesinnung in Teilen der Bevölkerung, die Ausgrenzung wieder salonfähig mache. Sie verwies auf die Worte von Karl Heckemann, dem Vorstandsvorsitzenden der sächsischen Kassenärztlichen Vereinigung, der eine neue „Eugenik“ propagierte. Eine solche Unterscheidung von lebenswertem und unwertem Leben widerspreche fundamental Artikel 1 des Grundgesetzes.

Bundespräsident Steinmeier erinnerte daran, dass Inhumanität im Denken beginne und sich in diskriminierender oder verlogener Sprache fortsetze, bevor sie zur mörderischen Aktion werde. Seit dem 19. Jahrhundert sei ein sogenanntes „eugenisches“ Denken auf dem Vormarsch gewesen, das behinderten oder erbkranken Menschen das Recht auf Leben absprach. Steinmeier mahnte, dass auch heute noch Kinder mit Beeinträchtigungen stigmatisiert würden. Alle Kinder hätten Anspruch auf bestmögliche Entwicklungsmöglichkeiten, und Menschen, die auf Hilfe angewiesen seien, hätten ein Recht auf Beistand.

Mario Sommer, ein Mensch mit Beeinträchtigung aus der Lebenshilfe Potsdam-Brandenburg und Guide der dortigen Gedenkstätte, betonte die Bedeutung inklusiver Gedenkstättenarbeit. „Wir als Menschen mit Lernschwierigkeiten haben das Heft des Handelns in die Hand genommen. Kommen Sie zu uns, um über die Vergangenheit zu sprechen. Und darüber, was es für die Gegenwart bedeutet.“

Quelle: http://www.lebenshilfe.de

Thema: Informationen | 13.09.2024 |

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