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19.09.2025

Gesundheit darf kein Luxusgut werden – Warum Wahltarife die Solidargemeinschaft gefährden

Die gesetzliche Krankenversicherung steht unter Druck, und wieder einmal richtet sich der Blick auf sogenannte Wahltarife als mögliche Lösung. Was auf den ersten Blick wie ein modernes Modell der Wahlfreiheit erscheint, birgt bei genauerem Hinsehen erhebliche Risiken für das solidarisch finanzierte Gesundheitssystem. Die BAG SELBSTHILFE warnt eindringlich vor einer Entwicklung, die die Grundidee der GKV – nämlich eine für alle verlässliche, solidarisch getragene Gesundheitsversorgung – aushöhlen könnte.

Die Vorstellung, dass Versicherte künftig zwischen verschiedenen Tarifmodellen mit unterschiedlichem Leistungsumfang wählen, mag attraktiv klingen – vor allem für junge, gesunde Menschen, die selten medizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Doch diese Logik übersieht, dass Krankheit keine Frage des Lebensstils ist. Wer auf eine umfassende Versorgung angewiesen ist, etwa aufgrund einer chronischen Erkrankung oder einer Behinderung, hat keine Wahl. Für diese Menschen bedeutet eine Aufspaltung der Versorgung in Grund- und Wahlleistungen nicht mehr Flexibilität, sondern zusätzliche Belastung – finanziell wie organisatorisch.

Besonders problematisch ist dabei, dass die finanzielle Stabilität der Krankenkassen offenbar zunehmend auf Kosten der Versicherten gestützt werden soll. Anstatt strukturelle Probleme im System zu lösen oder die Profiteure von Reformen der letzten Jahre – etwa manche Leistungserbringer – stärker in die Verantwortung zu nehmen, werden Modelle diskutiert, die zu einer schleichenden Privatisierung der Gesundheitsversorgung führen. Die BAG SELBSTHILFE stellt deshalb klar: Die medizinische Grundversorgung muss vollständig und für alle Menschen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung garantiert bleiben. Zusätzliche Leistungen, sogenannte IGeL, können ergänzend angeboten werden – aber sie dürfen nicht zur neuen Norm oder gar zum Ersatz für reguläre Leistungen werden.

Eine Gesundheitspolitik, die den sozialen Ausgleich aus dem Blick verliert, verfehlt ihren Auftrag. Es braucht ein klares Bekenntnis zur Solidarität – nicht nur in Sonntagsreden, sondern in konkreten Entscheidungen. Gesundheitsversorgung darf nicht zur Ware werden, die sich nur noch einige leisten können. Reformen müssen die Gemeinschaft stärken, nicht spalten.

Thema: Informationen Gesundheit | 19.09.2025 |

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