Pflegeberufe im Fokus: Verbände fordern zentrale Rolle in Gesundheitsreformen
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Verein demokratischer Ärztinnen (vdää) und der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) fordern eine zentrale Rolle der Pflegeberufe in den geplanten Gesundheitsreformen. Die aktuellen Pläne der Bundesregierung sehen große Änderungen im ambulanten, stationären und Notfallbereich vor. Auch das Gesundes-Herz-Gesetz bringt Neuerungen in der Prävention. Doch laut den Verbänden fehlt es im Pflegekompetenzgesetz (PKG) an den nötigen Weichenstellungen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Die Reformen zielen auf die Einführung von Primärversorgungszentren, regionalen Gesundheitszentren, sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtungen und integrierten Notfallzentren ab. Dabei müsse die Einführung strukturierter Patient*innenpfade zu den vordringlichsten Zielen gehören. Pflegefachpersonen sollen von der Erstbegutachtung über Patientenlotsen und Case Management bis hin zur aufsuchenden Behandlung im ländlichen Raum eine maßgebliche Rolle übernehmen können.
Dr. Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des DBfK, betont, dass das PKG Aufgabenverlagerungen hin zu qualifizierten Pflegefachpersonen ermöglichen muss, damit diese eigenständig und patient*innenzentriert tätig werden können. „Dieser größere Wurf ist im Entwurf zum PKG noch nicht enthalten“, kritisiert sie. Das Festhalten am Arztvorbehalt blockiere eine effektive Neuordnung der Versorgungsprozesse.
Der Referentenentwurf sieht vor, dass Pflegefachpersonen erweiterte Kompetenzen in der Versorgung von Diabetes, Demenz und chronischen Wunden übernehmen können. Allerdings entscheidet weiterhin der Vertragsarzt über deren Einsatz. Gerade in der ambulanten Versorgung sei eine effizientere Nutzung der personellen Ressourcen und Kompetenzen dringend nötig. Primärversorgung durch Community Health Nurses (CHN) könnte Versorgungslücken schließen, Prävention stärken, Pflegestrukturen besser organisieren und langfristig die Pflegebedürftigkeit verringern sowie die Lebensqualität erhalten.
Michael Janßen vom vdää* kritisiert, dass die Ärzteschaft einerseits über Überlastung klage, aber gleichzeitig die Kompetenzübertragung auf andere Berufsgruppen hemme. „Die Stärkung der Pflegeberufe muss notfalls auch gegen den Widerstand der organisierten Ärzteschaft durchgesetzt werden“, so Janßen.
Dr. Udo Puteanus vom VdPP hebt die Bedeutung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) hervor, besonders bei älteren, multimorbiden Patientinnen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonen, Ärztinnen und Apotheker*innen sei unverzichtbar. Feste AMTS-Strukturen und interprofessionelle Teams könnten Risiken minimieren und die Versorgungsqualität sichern.
Die Verbände sind sich einig: Ohne eine deutliche Kompetenzerweiterung für Pflegeberufe bleibt nicht nur das Pflegekompetenzgesetz hinter den Erfordernissen einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung zurück, sondern es wird auch versäumt, die Basis für die weiteren Reformen zu schaffen.
Quelle: http://www.dbfk.de
Thema: Informationen Gesundheit | 12.11.2024 |