Pflegenotstand trifft schwerstkranke Kinder: Eltern und Pflegekräfte am Limit
In Deutschland ist der Pflegenotstand ein bekanntes Problem, das meist mit der Betreuung älterer Menschen in Verbindung gebracht wird. Doch auch schwerstkranke und schwerstbehinderte Kinder und ihre Familien leiden unter einem akuten Mangel an Pflegekräften – eine Krise, die oft übersehen wird. Eltern von Kindern mit Behinderung sind besonders betroffen und verzweifeln an der mangelhaften Unterstützung.
Antje Brylla, Pflegedienstleiterin aus Leipzig, beschreibt die angespannte Situation: „Wir haben viel zu viele Anfragen und Versorgung für viel zu wenig Personal.“ Neue Mitarbeiter seien selten, was die Not weiter verschärft.
Ein Beispiel ist der Fall von Domenik, der an therapieresistenter Epilepsie leidet. Seine Eltern, insbesondere sein Vater Steffen Wefel, übernehmen einen Großteil der Pflege zu Hause. „Bis vor eineinhalb Jahren haben wir alles alleine geschafft. Wir hatten den Pflegedienst nur zweimal im Monat als Entlastung, um mal in Ruhe einkaufen oder Eisessen zu gehen“, erzählt Wefel.
Als sich Domeniks Krampfanfallssituation verschlechterte, wurde die nächtliche Versorgung besonders schwierig. Jetzt unterstützt der Pflegedienst die Familie, doch oft können nur die Hälfte der Nächte abgedeckt werden. Die restlichen Nächte müssen die Eltern selbst übernehmen. „Vor allem nachts haben wir große Angst, bei einem Krampfanfall nicht schnell genug eingreifen zu können“, sagt Wefel. Wenn Pflegekräfte ausfallen, bedeutet dies schlaflose Nächte für die Eltern.
Auch die Kinderintensivpflege leidet unter dem Fachkräftemangel. Speziell geschultes Personal, etwa für die Betreuung beatmeter Kinder, ist kaum verfügbar. Doreen Langhammer, Pflegerin in der Kinderintensivpflege, berichtet: „Wir haben viel zu viele Anfragen und Versorgung für viel zu wenig Personal. Ich bin eigentlich nur 30 Stunden im Unternehmen, habe aber gerade mehr als genug Stunden geleistet.“
Antje Brylla von „Pflits“ in Leipzig beschreibt die Situation als prekär. Dienstpläne sind schwer zu füllen, viele Mitarbeiter sind krank oder im Urlaub. „Von zwölf Familien mussten wir derzeit bei neun die Dienste absagen. Dienstabsagen sind jetzt fast täglich“, sagt Brylla.
Neue Mitarbeiter zu gewinnen, ist schwer. Sie müssen lange eingearbeitet werden und sich mit den Familien der kranken Kinder verstehen. Brylla fordert daher mehr Entlastung für die Pflegekräfte, um den Beruf attraktiver zu machen. Denn trotz der Herausforderungen sei die Arbeit mit den Kindern sehr erfüllend.
Quelle: http://www.deutscher-behindertenrat.de
Thema: Informationen Gesundheit Familie & Kind | 18.12.2024 |