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09.05.2022

Verena Bentele: Häusliche Pflege ist am Ende

Mehr als ein Drittel der Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen, fühlen sich extrem belastet und können die Pflegesituation nur unter Schwierigkeiten oder gar nicht mehr bewältigen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule Osnabrück im Auftrag des Sozialverbandes VDK. „Die Ergebnisse bestätigen: Die häusliche Pflege ist am Limit. Es rächt sich, dass sie jahrelang ein Stiefkind der Politik war und sträflich missachtet wurde. Wird dieser Kurs fortgesetzt, gehen wir einer düsteren Pflege-Zukunft entgegen“, sagte VDK-Präsidentin Verena Bentele heute bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Für die Erhebung wurden 56.000 Menschen in Deutschland online befragt. Das Ergebnis: Jeder zweite Pflegende ist bereits selbst im Rentenalter und körperlich nicht mehr fit. „Diese Menschen brauchen dringend Unterstützung und zwar eine, die auch wirklich zur Verfügung steht, zu ihren Bedürfnissen passt und sie unbürokratisch erreicht“, erläuterte Bentele. Obwohl sich laut Erhebung ein Großteil der Befragten mehr von den bisher möglichen Entlastungsangeboten wünscht, wie etwa der Tages- und Nachtpflege (61 Prozent), der Kurzzeitpflege (77 Prozent) oder der Verhinderungspflege (84 Prozent), werden 62 bis 93 Prozent dieser Leistungen nicht in Anspruch genommen. Nach Angaben des VDK bilanzieren sich diese nicht abgerufenen Leistungsansprüche jährlich auf mindestens zwölf Milliarden Euro.

„Wir brauchen eine grundlegende Reform der Unterstützungsleistungen“, so die VDK-Präsidentin. In diesem Zusammenhang forderte sie „ein Nächstenpflege-Budget, in dem die Kurzzeit-, Verhinderungs- und Tagespflege sowie der Entlastungsbetrag zusammengefasst werden“. „Dann würden nicht genutzte Leistungen auch nicht mehr verfallen. Man nutzt das Geld für die Leistung, die einem was bringt. Zudem muss es möglich sein, dass damit auch die Personen bezahlt werden, die die Betroffenen schnell und verlässlich unterstützen und entlasten können: die Nachbarin, jemand aus dem Freundeskreis, Ehrenamtliche“, erläuterte sie. Das Nächstenpflege-Budget müsse unkompliziert abrufbar sein und der „Bürokratie-Irrsinn“ gestoppt werden. Außerdem sprach sie sich für eine unabhängige Pflegeberatung vor Ort und den Anspruch auf einen Tagespflegeplatz – gleich zu dem auf einen Kindergartenplatz – aus. Mehr als 80 Prozent der 4,1 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden nach VDK-Aussagen zu Hause von nahestehenden Menschen versorgt, entweder von diesen allein oder mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten (3,3 Millionen).

Thema: | 09.05.2022 |

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