24.06.2025
Immer mehr Pränataltests in Deutschland
Immer mehr werdende Mütter in Deutschland lassen das Erbgut ihres ungeborenen Kindes auf genetische Besonderheiten wie Trisomie 21, 18 oder 13 untersuchen. Laut einer aktuellen Auswertung der Krankenkasse Barmer, über die MDR AKTUELL berichtet, nutzten im Jahr 2024 bereits 48,8 Prozent der Schwangeren diesen nicht-invasiven Pränataltest – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2023, als der Anteil noch bei 32 Prozent lag. Besonders groß ist das Interesse bei Frauen ab 36 Jahren: In dieser Altersgruppe machten 66,9 Prozent einen solchen Test.
Auffällig sind auch die regionalen Unterschiede. In Sachsen-Anhalt entschieden sich 2024 rund 54,4 Prozent der werdenden Mütter für den NIPT, während der Anteil in Thüringen bei 49,4 Prozent lag. In Sachsen hingegen waren es lediglich 37,2 Prozent – obwohl sich der Wert dort im Vergleich zum Vorjahr (19,1 Prozent) fast verdoppelt hat. Bei Schwangeren über 36 Jahren setzte sich dieser Trend noch deutlicher fort: In Sachsen-Anhalt ließen sich sogar 76,6 Prozent testen, in Thüringen 63,4 Prozent und in Sachsen nur 48,4 Prozent.
Der nicht-invasive Pränataltest wird per Blutabnahme bei der Mutter durchgeführt und analysiert die DNA-Fragmente des ungeborenen Kindes, die im mütterlichen Blutkreislauf zirkulieren. Seit Juli 2022 übernehmen gesetzliche Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für den Test. Ziel war es, riskantere Untersuchungen wie die Fruchtwasserentnahme zu vermeiden. Allerdings zeigt die Barmer-Auswertung bislang keinen klaren Rückgang invasiver Methoden.
Der Anstieg der NIPT-Nutzung wirft nicht nur medizinische Fragen auf, sondern auch ethische: Wie gehen werdende Eltern mit einem auffälligen Befund um? Und wo verläuft die Grenze zwischen individueller Entscheidungsfreiheit und gesellschaftlichem Druck zur pränatalen Diagnostik?
Fest steht: Die Entscheidung für oder gegen einen Pränataltest ist höchst persönlich. Und je mehr technische Möglichkeiten entstehen, desto wichtiger wird ein offener gesellschaftlicher Diskurs – damit Information und Unterstützung nicht hinter der Technik zurückbleiben.
Thema: Informationen | 24.06.2025 |
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